Autor Thema: Macross 1:100 Macross Destroid 'Tomahawk' MBR-04-Mk.III (WiP)  (Gelesen 2498 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline dizzyfugu

  • Captain
  • *****
  • Beiträge: 3009
    • FlickR - Mecha, Anime-Charaktere, anderes...
Macross 1:100 Macross Destroid 'Tomahawk' MBR-04-Mk.III (WiP)
« am: 04. Juni 2020, 08:56:47 »


Weitere Bilder und Hintergrund-Infos finden sich in der Galerie: http://www.phoxim.de/forum/index.php?topic=41859.0



Das Modell, die Idee und die Montage:
Nach langer Zeit habe ich mich wieder einmal einem Macross-Mecha-Kit gewidmet – meine Einstiegsdroge in den späten Achtzigern in das Genre!
Allerdings wurde der Bausatz, ein Bandai-Re-Issue des Imai-Kits von 1982, verändert – einmal konzeptionell, und es wurden auch einige Verbesserungen gemacht. Die Idee hinter diesem modifizierten Tomahawk war, dass ich mich schon immer über die "Kanonenarme" des Mk. VI, den man auch in der TV-Serie öfters sieht, gewundert habe. Wie hätte eine frühere Version, mit kompletten Armen und Händen, aussehen können? Denn vertrauenswürdige Quellen beschreiben die ersten Varianten dieses Kampf-Roboters mit echten Armen und Händen – auch wenn es keine Bilder davon gibt; zumindest habe ich keine gefunden, insofern fällt dieser Umbau unter die Kategorie „fiktiv“.

Als ich kürzlich meine Macross-Spenderteile-Bank durchsuchte, stieß ich auf zwei über gebliebene Unterarme aus früheren VF-1-Umbauten und testete sie an einem Tomahawk Mk. VI-Modell, das ich vor ungefähr 20 Jahren gebaut habe: Sie schienen in Größe und Volumen zu funktionieren! Warum also kein Transplantations-Experiment? Eine anschließende weitere Ersatzteile-Safari ergab außerdem zwei vollständige Hände/Fäuste aus einem VF-1 Gerwalk Arii-Kit (diese sind völlig überdimensioniert!) sowie Unterarme/Ellbogenabschnitte, so dass eine Montage der Walküren-Teile auf die Armstümpfe des Tomahawks, die später sogar eine Längsachsenbeweglichkeit ermöglichen würden, klappen würde. Und mit einigen zusätzlichen Vinylringen aus dem Fundus konnte das Transformationsexperiment beginnen.

Nachdem ich bereits einige der alten Imai/Arii/Bandai Destroid-Kits gebaut habe und die Modelle gut kenne, habe ich einige Änderungen jenseits der Armtransplantation vorgenommen. Es gibt aber Raum für Verbesserungen, obwohl der Bausatz als solcher für sein Alter angemessen und gut ist. Aber man muss fast an allen Teile-Stößen mit Spachtel- und Schleifarbeiten rechnen, und die Vintage-Konstruktion des Modells nach dem „Matroschka“-Prinzip (zuerst ein Element aus zwei Hälften bauen, dieses zwischen zwei weitere Hälften einkleben, usw.) macht den Montage- und auch Bemalprozess nicht einfach.

Eine wichtige Verbesserungsmaßnahme ist ein vollständig neues Hüftgelenk. OOB gibt es nur zwei starre Stifte, die Haltung des Tomahawks ist ziemlich steif, mit geraden Beinen und Füßen. Der Tomahawk kann eigentlich nur aufrecht stehen, es ist schwierig, eine „lebendige“ oder bewegte Haltung zu schaffen. Darüber hinaus können die Stifte, die die Beine halten, leicht abbrechen, zumal das Tomahawk-Kit noch ohne Vinylkappen für seine Gelenke daherkommt. Stattdessen sitzt Plastik auf Plastik, alles sehr eng und schadensanfällig.

Meine Lösung hierfür ist die Implantation eines neuen „Hüftknochens“ aus kunststoffbeschichtetem Stahldraht, der an sich steif ist, aber in zwei Dimensionen gebogen werden kann, was eine gewisse Flexibilität erlaubt. Der Draht wurde W-förmig gebogen, um ihn in der Hüfte mit Hilfe einiger Spritzling-Teile zu fixieren. Die Oberschenkel mussten entsprechend modifiziert werden, da der Draht viel dünner als die Original-Zapfen ist. Als praktischer Trick konnte ich die Aufnahmelöcher in den Oberschenkeln einfach mit kleinen Vinylringen (aus anderen Macross-Kits, etwa den VF-1 Battroids) füllen: ihr Außen- UND Innendurchmesser passt perfekt zur neuen Anordnung mit dem Draht. Mit diesem Kniff konnte eine viel dynamischere und "natürlichere" Beinhaltung erreicht werden, auch dank der großen Füße des Tomahawks, die einen stabilen Stand auch auf nur einem belasteten Bein erlauben. Diese Tuning-Maßnahme verbessert das Modell bereits erheblich.






Eine weitere Änderung betrifft die Bewaffnung des Tomahawks, die OOB ja ziemlich beeindruckend ist. Da meine fiktive frühe Mk. III-Version ihre Hauptwaffen an den Unterarmen verlor, beschloss ich dem Tomahawk mindestens eine andere große Schusswaffe auf der Schulter zu spendieren. Diese stammt von einem Dorvack 1:24 PA-36K "Berlon" -Kit, die an eine gescratchte Halterung auf der rechten Schulter (sie kann sogar auf und ab bewegt werden) angepasst wurde. Um Platz für die neue Doppelkanone zu schaffen, wurde der OOB-Sexfach-Raketenwerfer nach links verschoben, was eine Modifikation seines Halters erforderlich machte.

Wie oben erwähnt, sind die Unterarme Spenderteile aus dem Arii VF-1 Gerwalk-Kit, aber es gibt auch weniger offensichtliche Änderungen an den Armen: Während die Schulterhalterungen und die Oberarme OOB aus dem Tomahawk-Kit entnommen wurden, habe ich ihr Befestigungssystem modifiziert. Anstelle der Matroschka-Lösung "Arme zwischen die Rumpfhälften kleben und beten, dass sie sich später bewegen lassen" habe ich die Arme so modifiziert, dass sie unabhängig voneinander und lose in ihre jeweiligen Rumpföffnungen gesteckt werden können. Dies hat den Vorteil, dass sie tatsächlich beweglich bleiben und getrennt vom Rest des Modells gebaut und lackiert werden können. Um die Arme an Ort und Stelle zu stabilisieren und zu verhindern, dass sie zu leicht herausfallen, habe ich im Innern eine verschachtelte Anordnung aus Styrolrohr-Achsen zwischen ihnen montiert. Sehr einfach und effektiv, und es funktioniert gut.










Die VF-1-Gerwalk-Unterarme wurden OOB übernommen. Bei der Testmontage am Rohbau des Tomahawks stellte ich fest, dass der klobige Destroid gut noch mehr Muskeln an seinen neuen Armen vertragen konnte. Daher fügte ihnen noch ein Paar FAST-Packs aus einem Super Valkyrie-Kit hinzu (ebenfalls in der Ersatzteilbox aufgespürt…). Diese würden jedoch keine AAMs wie bei der VF-1 enthalten, sondern Rohrwaffen gegen Weich-/Luftziele. Ich entschied mich für eine mittlere Maschinenkanone im linken Arm (aus Draht und Spritzling-Teilen improvisiert) sowie eine Gatling-Kanone (aus Spritzen-Kanülen gescratcht, fummelige Angelegenheit) im rechten Arm.






Um dem Modell mehr Details und Tiefe zu verleihen, habe ich überall viele kleine Styrol-Teile hinzugefügt. Dies ist eigentlich nur an den Vorderseiten der Unterschenkel für eine authentische Verbesserung wirklich erforderlich, aber all diese anderen kleinen Teile unterstreichen die Robustheit des Mechas und bieten visuelle Details für den späteren Trockenmalprozess.
Die Maschinengewehre über dem Cockpit wurden durch hohle Stahlnadeln ersetzt. Da diese dünner als die OOB-Läufe sind, füllte ich die Lücken mit Papiertaschentüchern, die mit verdünntem Weißleim getränkt wurden. Flexible Kabel (Gummilitze) wurden an der Schulterkanone und an den Beinen / Hüftgelenken ergänzt.




Bemalung und Markierungen:
Im Grunde genommen eine einfache Angelegenheit, weil ich dem Aussehen eines typischen Macross- Destroids treu bleiben wollte. Diese tragen als unprätentiöse Bodenfahrzeuge im Stil eines Kampfpanzers i.d.R. uniforme Lackierungen, in trüben Grün-, Braun- und Ockertönen. Alles andere oder sogar komplexe Tarnmuster sind sehr selten, zumal letzteres die Animations-Produktionskosten in die Höhe getrieben hätten. Der originale MBR-04-Mk. VI trägt eine rotbraune Lackierung, Yamato hat vor einiger Zeit auch 1:60 Tomahawk-Actionfigur in einem sandfarbenem und einem olivgrünen Ton gemacht, der kanonisch erscheint.

Für eine persönliche Note habe ich ein stumpfes Dunkelgrün als Grundton gewählt, und zwar Feldgrau (Tamiya XF-65). Die Raketenwerfer-Abdeckungen auf den Schultern wurden in NATO-Olivgrün (RAL 6014, Gelboliv, Revell 46) bemalt, aber der unterschiedliche Ton wurde nach den Verwitterungsmaßnahmen immer schwerer zu erkennen.




Ansonsten gibt es kaum eine andere Farbe auf dem Rumpf des Tomahawks. Die Hände / Fäuste wurden mit poliertem Stahl (Humbrol Metallizer) bemalt, die Faltenbälge in den Knien wurden anthrazit (Revell 06). Die charakteristischen weißen „Rallyestreifen“ an den Unterschenkeln, die viele Destroids tragen, wurden mit Weiß von Hand lackiert - leider bietet keines der Destroid-Kits sie als Aufkleber an, aber aufgrund des unebenen Untergrunds der Beine wäre es jedoch ohnehin schwierig, diese sauber aufzubringen.
Das untere Kameravisier wurde mit hellroter Glasmalfarbe auf einem Grundanstrich mit Silber erstellt. Die anderen kleinen Kamerafenster oben und hinten sind kleine Decal-Quadrate in Dayglo-Orange auf schwarzem Untergrund.






Nach dem Grundanstrich erhielt das Modell bzw. eine Einzelkomponenten eine stärkeres Washing mit schwarzer Tusche sowie anschließend insgesamt drei Schichten Trockenbemalung: die erste, großzügige Behandlung mit Acryl Revell 67 (Grüngrau, RAL 7009), gefolgt von der zweiten, vorsichtigeren Lage um die Kanten und andere Details mit Acryl Revell 45 (Helloliv, eine gelbliche Variante von RLM 02). Als nächstes folgten die Decals, die größtenteils aus dem OOB-Sheet stammen, mit ein paar anderen/zusätzlichen Markierungen, neuen taktischen Codes und das "Trixie" Nose Art (gehört tatsächlich zu einer P-40F, die von Joseph A Bloomer Jr. vom 318. FS / 325. FG im MTO pilotiert wurde) am linken Unterschenkel, ein typisches Detail vieler Destroids.
Es folgte die dritte Trockenbemalungs-Behandlung, diesmal mit Acryl Revell 75 (ein gelbliches Hellgrau), insb. an Rändern und Kanten sowie konzentriert auf die unteren Bereiche des Modells, um Verschleiß und Staub zu simulieren.






Schließlich erhielt das Modell einen Überzug mit Acrylmattlack aus der Sprühdose. Etwas blankes Metall, das an einigen Kanten durchscheint, wurde dann noch durch Trockenbemalung mit Silber hinzugefügt. Nach der Endmontage der Elemente wurden schließlich einige Mineralpigmente um die Füße herum mit einem großen, weichen Pinsel aufgestäubt. An den Füßen wurden die Pigmente in Kleckse feuchten, matten Acryllacks appliziert, so dass sich recht stabile Schlammkrusten bildeten.




Am Ende bin ich ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis, obwohl sich herausstellte, dass die feldgraue Lackierung dunkler / trüber als erwartet ausfiel, obwohl die Farbe selbst gut zum Tomahawk passt. Die transplantierten Arme passen auch gut zu diesem waffenstarrenden Mecha. Das Ergebnis (das fiktiv ist, ich hatte kein Referenzmaterial für frühere Tomahawk-Versionen außer den offiziellen Kurztexten aus den Macross-Veröffentlichungen zur Verfügung) sieht ganz plausibel aus, und vor allem der Aufwand mit der neuen Hüfte hat sich m.E. sehr gelohnt, da das Modell jetzt in einer rel. natürlich wirkenden, bewegten Pose präsentiert werden kann.

Weitere Bilder und Hintergrund-Infos finden sich in der Galerie: http://www.phoxim.de/forum/index.php?topic=41859.0