Autor Thema: Materialien Overheadfolie für filigrane Details im Scratchbau  (Gelesen 4829 mal)

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Online joeydee

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Materialien Overheadfolie für filigrane Details im Scratchbau
« am: 21. November 2017, 09:55:11 »
Ich will hier mal Ergebnisse meiner Versuche im Detail festhalten.
Overheadfolie wird ja immer wieder gerne für Verglasungen oder dünne Panzerplatten eingesetzt, das ist selbsterklärend und muss man hier nicht wiederholen.
Aber das Material kann noch mehr:


Fullscratch-Tragwerk, links 1mm Stegbreite (grundiert), rechts 0.5mm. Höhe der beiden Türme ca. 40mm.

Benutztes Material:
In meinem Fall Overheadfolie für SW-Laserdrucker. Laut Wikipedia entweder Polyethylenterephthalat (PET) oder Celluloseacetat. Ziemlcih sicher beschichtet, Genaueres unbekannt.

Herstellung:
Schneidplotter, Skalpell und Lupenbrille. Geduld und ruhige Hände.
Wenn man vorsichtig anritzt, kann man Teile sehr scharf falten ohne dass sie brechen. Sogar nach dem Entfernen der Dreiecke hat das mit Hilfe einer glatten Flachzange entlang der vertikalen Kanten (auf 40mm Länge) noch gut geklappt, die Querstege (Fleisch je ca. 1mm) sind dabei nicht eingeknickt.

Die Folie habe ich vorher mit einem Schleifschwamm etwas angerauht, da Transparenz und Spiegelung beim Arbeiten stören.

Verklebung:
Holzleim. Eigentlich wollte ich damit nur kurz etwas fixieren und dann CA einsetzen, aber das hat überraschend gut gehalten. Die Kanten sind einfach auf Stoß geklebt, dann noch etwas Leim mit Skalpellspitze oder Nadel in die Innenkante verteilt. Wegen kleinster Mengen trocknet auch der Standard-Leim in Minuten.
Auf Zug nicht zu sehr belastbar, da man getrockneten Holzleim mit etwas Kraftaufwand wieder abziehen kann. Aber sehr eigenstabil, auf dem kleinen Turm konnte ich problemlos einen Fadenzähler (gefühlt halb so schwer wie ein Smartphone) balancieren.
Crystal Clear dürfte ähnlich funktionieren. Für etwas größere/stabiliere Teile würde ich mit beständigerem Kleber sichern (noch keine Versuche unternommen). Oder sowieso mit PS arbeiten.

Die Folie ist deutlich dünner als z.B. 0.3er PS-Sheet, dennoch viel stabiler, elastischer und reiß- und  verzugsfest. Diese Teile aus PS geschnitten hätte die Konstruktion vermutlich dauerhaft verzogen (die Skalpellklinge macht sich Platz im Material) und die Stege wären beim Ausschneiden der Dreiecke sehr leicht eingerissen, und selbst das Greifen mit der Pinzette macht Sheet-Teile mit so wenig Material schnell kaputt, ebenso wie versehentliches Biegen bei der Montage. Das passierte hier praktisch nicht.

Acrylfarbe hält sehr gut auf der Folie, beim linken Turm habe ich Vallejo Surface Primer aus der Flasche (VA70601) gepinselt. Alles grifffest, kein Abblättern. Schon ein paar Wochen her, seitdem 100mal in der Hand gehabt.

Ich gehe mal davon aus, dass die Klebestellen auf Langzitwirkung genauso dauerhaft halten wie Leimnieten auf PS.
Letzten Endes müsste man, um Farbe oder Leim-Klebestellen bei den hier gezeigten Teilen mechanisch zu lösen, so viel Kraft aufwenden, wie man für für ein vergleichbares PS-Teil bräuchte, um es völlig zu zerstören.

Preis: 6 Quadratmeter (100xA4) für rund 15 Euro.
Gruß
Jochen

Offline Kleinalrik

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Re: Overheadfolie für filigrane Details im Scratchbau
« Antwort #1 am: 05. Dezember 2017, 18:10:10 »
Exzellenter Beitrag!  :thumbup:
"Ey, das Dingen iss massiv, oder?" Kleinalrik - Iron Modeller 2014, Darmstadt

Offline struschie

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Re: Overheadfolie für filigrane Details im Scratchbau
« Antwort #2 am: 05. Dezember 2017, 19:21:10 »
Danke für’s Schreiben (und Probieren....!)